Samstag, 17. Oktober 2009

Die Managerin der Golden Gate Bridge


Ein Gespräch mit Celia Kupersmith, Managerin der Golden Gate Bridge

Wie sind Sie Managerin der Golden Gate Bridge geworden?

Das Transportwesen, und alles was damit zu tun hat, finde ich absolut faszinierend. Ich bin eigentlich Städteplanerin und habe in Texas Highways gebaut. Dann kam ein Anruf, ob ich gerne Managerin der Golden Gate Bridge werden wollte. Ich fiel fast in Ohnmacht, als ich den Job tatsächlich bekam. Mein Kindheitstraum war in Erfüllung gegangen.

Wie sieht ihr Arbeitsplatz aus?

Ich habe die schönste Aussicht der Welt. Ich sehe die Golden Gate Bridge, die San Francisco Bay mit den Fähren und den leuchtend weißen Segelbooten, darüber den stahlblauen Himmel Kaliforniens. Auf meinem Schreibtisch tummelt sich eine kitschige Sammlung aus Souvenirshops: Golden-Gate-Brücken als Salz- und Pefferstreuer, Flaschenöffner, Coffeemugs, Kerzenhalter und Briefbeschwerer.

Was macht eine Brückenmanagerin?

Meine wichtigste Aufgabe ist die unablässige Erneuerung der Brücke. Schließlich pilgern jährlich14 Millionen Touristen zur Golden Gate Bridge und 40 Millionen Autos überqueren sie. Das nagt an der Substanz. Zur Zeit wird die Brücke für 175 Millionen Dollar erdbebensicher und damit insgesamt belastbarer gemacht. Das ist technisch allerdings nur bis zu einer Erdbebenstärke von 8.3 möglich. Mit dem Nordende, das an den Landkreis Marin grenzt, sind wir bereits fertig, jetzt kommt die andere Seite dran.

Haben Sie eine persönliche Beziehung zur Golden Gate Bridge?

Für mich ist die Brücke mehr als ein Gerüst aus Stahl und Eisen. Sie ist ein Symbol für Freiheit, sie steht für den Goldenen Westen. Die Golden Gate Bridge ist nicht nur die Ikone San Franciscos, man kennt sie in der ganzen Welt. Außerdem ist sie weiblich. Ob Sie’s glauben oder nicht: Bei viel Wind kann ich sie singen hören!

Wie oft wird die Brücke eigentlich angestrichen?

16 Anstreicher sind ständig damit beschäftigt, die berühmte rostrote Farbe aufzutragen. Die Farbe heißt übrigens International Orange und wird demnächst zum ersten mal auf die tragenden Seile aufgebracht. Diese Seile haben einen Durchmesser von einem Meter und sind aus hunderten kleiner Stahlseile geflochten. Für diese Wahnsinnsaktion wird ein Riesengerüst gebaut, das die Brücke in den nächsten zwei Jahren vollständig verhüllen wird. Vorerst ist also Schluß mit dem Erinnerungsfoto.

Thema Selbstmord: Was tun Sie zur Suizidprävention?

Seit Fertigstellung der Brücke 1937 haben sich etwa 1200 Menschen mit einem Sprung von der Brücke das Leben genommen. Über genaue Zahlen möchte ich nicht sprechen. Es gibt zu viele Nachahmer. Zur Suizidprävention soll ein zusätzliches Gitter angebracht werden. Und das Personal, vom Anstreicher bis zum Ingenieur, hat Kurse absolviert, um potentielle Selbstmörder vom Sprung abzuhalten. Zusätzlich gibt es Fahrradpatrouillen und etliche Überwachungskameras. Verhindern kann man Selbstmorde jedoch nicht.

Können Touristen auf der Brücke heiraten?

Klar. Verliebte aus aller Welt geben sich auf der Brücke ihr Jawort. Man muß nur die Papiere und einen Priester mitbringen. Ein glamouröses Geschäft wie in Las Vegas ist es zwar noch nicht, aber der Vorschlag für eine Wedding Chapel liegt auf dem Tisch. Das wird Geld in die Kasse bringen.

Was ist ihr schönster Traum?

In der Science-Fiction-Serie Star Trek befand sich das Hauptquartier der Sternenflotte direkt am Fuße der Golden Gate Bridge. Manchmal träume ich, wir sind im Jahr 2450. Raumschiffe fliegen durch die Gegend. Ich sehe San Francisco, die Brücke und meine Nachfahren, wie sie stolz auf die Brücke zeigen und sagen: den Laden hat unsere Celia mal geschmissen.

© Text: Susanne L. Born
© Foto: Shura Born-Kraëff
Der Originaltext erschien in GeoSaison